Euch allen wünschen wir schöne Weihnachten

FW 77

Das steht für Friedrich-Wilhelmstr. 77 und dort ist das Kostümlager der Tucholsky Bühne. Der Fundus. 

Dicht an dicht hängen da Kostüme und wenn es dunkel wird in der Straße und nur noch das Licht von der Straßenlaterne in den Laden fällt, erzählen sie sich die Geschichte von ihren Heldentaten auf der Bühne.

 „Ich war der Mantel des Kolumbus und ich war sogar mit in Berlin“, prahlte der lange, ganz gerade geschnitten Umhang „und davor war ich der Mantel des Elbenkönigs im Hobbit.“ Ja, das stimmt, er hat ganz schön war vorzuweisen.

„Und ich? Meine schwarzen Polkapunkte auf Gelb hat auch sofort jeder wiedererkannt“, meldete sich das großgetupfte Kleid aus EINS, ZWEI, DREI.

 „Also, wenn jemand ein berühmtes Vorbild hat, dann ich. Ich wurde genäht nach dem Bild „Das Schokoladenmädchen“ von Jean Ètienne ………“

„Du warst nur das Dienstmädchen. Der Diener zweier Herren war ich! Und ich hatte eine großartige Weste, prächtige Knöpfe, Rüschen am Hemd“, polterte die gelbe Kniebundhose. „Du warst schon immer so ein Großmaul, ein Angeber“. Das Dienstmädchen hatte seine Schüchternheit auf dem Kleiderbügel hängen lassen.

„Ach wisst ihr, so wichtig seid ihr gar nicht“ Die alte, völlig abgerissene, fadenscheinige Steppjacke sucht nach den richtigen Worten. „Ich war die Jacke der Mutter Courage, als sie im Dreißigjährigen Krieg ihre Kinder verloren hatte und ganz alleine weiterzog. „Ich muss wieder in den Handel kommen“, hatte sie gerufen. Aber ich“, der Jacke fehlten die Worte, „ich bin im richtigen Leben in Stalingrad gewesen und der junge Soldat aus Lerbeck hat mich angehabt, als er aus der Gefangenschaft wieder nach Hause gekommen ist. Jahrelang habe ich in einer Garage gehangen, ehe ich für die Bühne entdeckt wurde.“ Es wird still im Fundus.

Dabei hat der kleine Raum selber eine so wechselvolle Geschichte zu erzählen. In seiner besten Zeit war er ein Hundesalon und Bibsy, Bello und Caro wurden hier die Haare gewaschen, geföhnt und…. Dauerwellen gab es wohl nicht. Dann war Schluss mit dem Hundesalon und es folgten lange Jahre, da lag hier nur Gerümpel und sonst nix. Bis die Tucholsky Bühne einzog mit ihrem Fundus. Und den verwaltet unsere Maike.

In diesem Jahr hat die den Versuch aufgegeben, aus Stroh Gold zu spinnen. Sie hat lieber den alten, ziemlich zerzausten Laden in einen blitzenden Funkkelstein verwandelt.

Wir sind so froh, dass wir sie haben.

Euch allen wünschen wir schöne Weihnachten.

Eure Tucholsky Bühne