Edith von Wrisberg

Ohne Edith gäb´s kein Fort A. Jedenfalls nicht für die Tucholsky Bühne.

Von der Gründung 1996 bis 2007 waren wir eine „Wanderbühne“, die selten mehrfach am selben Ort gespielt hat.

Dann kam die Idee, einen geeigneten Spielort für Mutter Courage und ihre Kinder zu finden.

Der Zufall wollte es, dass wir in ganz anderem Zusammenhang Edith von Wrisberg getroffen haben und als sie von unserer Suche hörte, schlug sie das Fort A vor. Edith wohnt an der Festungsstraße und kennt dieses alte Bauwerk sehr gut. Überhaupt kennt sie sich sehr gut aus in ihrem Quartier.

Sie verschaffte sich (und uns) einen Schlüssel, um überhaupt eine Besichtigung zu ermöglichen. Dabei waren ihre guten Kontakte ins Rathaus sicherlich nicht hinderlich. Edith gehörte nämlich als Ratsherrin für die Mindener Initiative zu dem Kreis, der direkten Zugang zu den städtischen Entscheidungsträgern hatte.

Wir durften rein. Was für ein Gebäude! Kein Strom, kein Licht! Es war eine stockdunkle Ruine, die seit vielleicht 20 Jahren niemand mehr nutzte, voller großer Ackergeräte, die dort jemand „vergessen“ hatte. Die Fenster waren mit Lochsteinen zugemauert. Brombeeren wuchsen durch die Lochsteine hinein, quer über den Gang und auf der anderen Seite wieder hinaus. Der Innenhof war zu einem Urwald geworden.

 und über allem lag der Staub, der seit 20 Jahren von der Decke rieselte. Es hatte sich eine knietiefe Schicht gebildet.

Was konnte man hier anderes tun, als auf dem Absatz umkehren?

Edith hatte eine Vision. Sie sah in dem Innenhof keine verwilderte Ruine, sondern …. ja was eigentlich?

Wir stiegen eine zertrümmerte Treppe hoch und da war es. Ein hufeisenförmiger Hof, eine Art Arena, eine Bühne, Zuschauer, Mutter Courage. Man musste nur die Augen schließen und es sich vorstellen.

Ob es ein Anfall geistiger Umnachtung war oder weitblickende Vision ist heute nicht mehr zu entscheiden. Jedenfalls haben sich ein paar Aktive der Bühne und Edith an die Stadt gewandt mit der Bitte, dort ein Theater aufzubauen.

Ohne Edith wären die Türen und Ohren bei der Stadt für uns geschlossen geblieben, aber sie hat es geschafft, dass es zu ersten Gesprächen kam und dann, am 28. März 2008 haben wir im Hof den Nutzungsvertrag zwischen der Tucholsky Bühne und der Stadt Minden unterschrieben. Edith war dabei und seitdem sind wir eben dort.

Wie es weiterging? Sehr viel Arbeit ohne Bezahlung aber mit Massen von Staub. Mutter Courage war die erste Inszenierung und heute, 16 Jahre später, ist das Fort A ein Schätzkästchen der Mindener Kultur. Edith ist immer mittenmang, hilft beim Frühjahrsputz, an der Kasse, der Bar, mit Rat, Tat und Kontakten und….. nein, auf die Bühne will sie nicht. Muss ja nicht. Edith, du bist die „Mutter der Kompanie“, wir lieben dich.